Piranha Bytes ist eine deutsche Rollenspiel-Manufaktur mit Tradition. Seit über 10 Jahren werden hier Open-World Klassiker entwickelt die Rollenspiel-Fans aus der ganzen Welt begeistern. Aber auch bei den Piranhas ist nicht alles perfekt. Ich möchte darüber sprechen, warum die Spiele so gut ankommen und wie man sie verbessern kann.
Zuerst aber die Historie des Unternehmens, welches eine lange Reise und einige Publisher durchgemacht hat, um dort zu sein, wo es jetzt ist.
Die Geschichte der Piranhas
Bereits im Oktober 1997 ging die Reise der Piranhas los. Mit der Entwicklung des ersten Teils der Gothic-Reihe wurde auch das Entwicklerstudio Piranha Bytes Software GmbH in Bochum gegründet. Die Gothic-Reihe ist wohl die bekannteste Spieleserie des Studios und bei Rollenspielfans hochgelobt und viel kritisiert, dazu aber später mehr.
Damals war Piranha Bytes eine Tochtergesellschaft der Phenomedia AG und veröffentlichte Gothic in Zusammenarbeit mit dem deutschen Publisher Shoebox im Jahre 2001. Schon ein Jahr später schob das Studio Gothic 2 hinterher, diesmal allerdings über JoWooD, ein Publisher aus Österreich.
Kurz nach der Veröffentlichung von Gothic 2 musste die Muttergesellschaft Phenomedia AG wegen eines Finanzskandals Insolvenz anmelden. Davon ließen sich die Piranhas aber nicht unterkriegen und gründeten die Pluto 13 GmbH, welche von nun an als Muttergesellschaft dienen sollte. Selbstverständlich sicherten sie sich auch die Rechte an der Gothic-Reihe, mit dessen Entwicklung sie noch nicht fertig waren. Im Zuge der Umstrukturierung zog das Unternehmen von Bochum nach Essen um.
2006 wurde schließlich Gothic 3 veröffentlicht. Dieser Release lief aber nicht so reibungslos wie das Studio oder die Spieler es gerne hätten. Zum Release war das Spiel von Bugs durchtrieben, welche Gothic 3 nahezu unspilbar machten. Es gab zwar einen Release-Patch der Piranhas, aber auch dieser konnte die Spieler nicht zufriedenstellen. Daraufhin kündigte JoWooD die Zusammenarbeit mit dem deutschen Studio und behielt die Rechte an Gothic. JoWooD brachte zwar noch das Add-On Götterdämmerung für Gothic 3 heraus, aber an den zahlreichen Bugs wollte keiner so richtig arbeiten.
Findige Entwickler aus der Community entschlossen sich deshalb das Spiel auf Vordermann zu bringen. Version 1.75 dieses Patches erschien 2012 und beseitigt die meisten Bugs des Spiels, bietet Performanceverbesserungen, alternatives Balancing, Widescreen Support und ist auch mit der Steam-Version von Gothic 3 kompatibel. Ich selbst habe Gothic 3 mit diesem Patch gespielt und kann nur positives berichten. Aber nun zurück zu den Piranhas.
Nach der Trennung von JoWooD und ohne die Rechte an Gothic, kooperierte Piranha Bytes mit Deep Silver um sich einem neuen Projekt zu widmen: Risen. Auch wenn der Name ein anderer ist, erinnert Risen stark an Gothic. Die Charaktere, die Welt, die Quests, das Kampfsystem. Es ist definitiv ein inoffizieller Nachfolger der Gothic-Reihe, was Risen nicht schlechter macht als Gothic, aber eben auch nicht besser.
Risen erschien im Jahre 2009, gefolgt von Risen 2 in 2012. In diesem Jahr bekam Piranha Bytes auch die Rechte an Gothic zurück, hatte aber keine Pläne die Reihe offiziell fortzusetzen. 2014 fand dann auch die Risen-Serie ihren Abschluss mit Risen 3 und verdiente sich sogar den Gamescom-Award für das beste Rollenspiel.
Das jüngste Spiel der Piranhas, ELEX erschien erst im letzten Jahr (2017) und entstand in Zusammenarbeit mit THQ Nordic. Hier wurde die Gothic-Erfolgsformel beibehalten, allerdings in ein Zukunfts-Scenario eingebunden.
Was ELEX und die anderen Piranha Bytes Games ausmacht, warum sie so viel Kritik einstecken müssen, aber trotzdem eine starke Fan-Base haben, möchte ich weiter näher beleuchten.
Rollenspiele von der Stange
Dem aufmerksamen Piranha Bytes-Fan wird aufgefallen sein, dass Gothic, Risen und ELEX allesamt sehr ähnliche Spiele sind, die sowohl ihre Vorteile aber auch ihre Nachteile teilen. Persönlich bin ich ein großer Fan der Piranha Bytes Spiele, kann aber auch verstehen, warum Menschen sie eher links liegen lassen.
Also was macht diese Spiele aus? Es sind Open-World Rollenspiele, die in einer rauen Welt stattfinden. Als Spieler erkundet man die Umgebungen, misst sich mit diversen Monstern, lernt neue Freunde und Feinde kennen und erlebt nebenbei die Story der Spiele. Für mich macht es einen großen Teil des Reizes aus, dass der Spieler am Anfang des Spiels sehr schwach ist und selbst von den kleinsten Monstern ordentlich auf die Mütze bekommt.
Sobald man aber mehr Erfahrung sammelt und stärker wird, kann man langsam den kleinen Viechern die Stirn bieten und sie selbstständig erlegen. Dieser Prozess zieht sich durch das ganze Spiel, bis man auch die größten Bosse mit Leichtigkeit legt. Das Spiel verlangt dabei harte Arbeit und Geduld vom Spieler, die sich aber am Ende auszahlen. Dieses Spielprinzip ist genau deswegen nicht für Jedermann, da Spieler, gerade in der heutigen Videospiel-Welt, an sofortige Belohnungen gewohnt sind.
Ein großer Kritikpunkt der Spiele sind die Bugs. Zum Release sind Piranha Bytes Spiele verbuggt an allen Ecken und Enden, das muss einfach nicht sein. Ich verstehe, dass Piranha Bytes ein kleines Studio ist und Open-World Spiele viel Arbeit und Feintuning verlangen. Trotzdem denke ich, dass man sich die Zeit nehmen sollte und Bugs vor Release so weit wie möglich ausmerzen sollte. Vor allem, wenn man als Studio den Ruf hat unfertige Spiele auf den Markt zu schmeißen.
Darum meine Bitte an die Piranhas: Ich mag eure Spiele wirklich sehr gerne und werde sie auch wahrscheinlich weiterhin so spielen wie sie sind, aber wenn ihr ein wenig mehr Zeit investieren würdet, um ein rundes Spiel zu entwickeln, vielleicht ein paar Innovationen mit hineinbringen, Bugs ausmerzen, ein bisschen Mut zum Abenteuer zeigen. Das wäre etwas worüber ich und vielleicht auch noch einige andere Fans sich riesig freuen würden.
Autor: Kay Millet Nordenbrock